Spiel verloren

Dramatisches Lokalderby ohne Happy End für die TIGER Girls

2. Handball-Bundesliga, Frauen: VfL Waiblingen – TG Nürtingen 30:31

Vor über 650 Zuschauern im TIGER-Käfig Rundsporthalle war das Lokalderby am Freitagabend zwischen dem VfL und der TG Nürtingen am Ende Drama pur. Neun Sekunden vor der Schlusssirene kamen die TIGERS beim Stand von 30:31 nach einem Nürtinger Pfostentreffer nochmals in Ballbesitz, und mit dem Buzzer ertönte auch noch der Siebenmeterpfiff für den VfL. Doch die TIGERS ließen die Chance auf den Ausgleich und damit auch auf den vorzeitigen sicheren Klassenerhalt in der 2. Bundesliga leider ungenutzt. Die TG Nürtingen feierte den glücklichen Auswärtssieg.

In der Anfangsphase blieben beide Teams hüben wie drüben gleich in mehreren Angriffen ohne Torerfolg. Erst nach fünfeinhalb Minuten erzielte Samira Brand (VfL) den ersten Treffer der Partie, die anschließend an Fahrt aufnahm. Es zeigte sich früh, dass das schwäbische Lokalderby nicht die großen spielerischen Glanzpunkte setzen sollte, sondern von Kampf und körperbetonter Defensivrarbeit geprägt sein würde. Der VfL traf in der 11. Minute zur 4:2-Führung, verpasste aber anschließend durch einige leichte und unnötige Ballverluste, diese auszubauen. Stattdessen drehte Nürtingens Top-Torschützin und Spielmacherin Leonie Dreizler mehr und mehr auf. Nürtingen erzielte in nur siebzig Sekunden drei Treffer. Der Spielverlauf bis dahin sollte sich auch im zweiten Abschnitt der ersten Halbzeit wiederholen. Noch einmal holten sich die TIGERS, auch dank mehrerer Paraden ihrer erneut starken Keeperin Antonia Thurner, beim 11:9 eine Zwei-Tore-Führung. Und wieder folgten danach technische Fehler und ungenaue Anspiele. Zur Pause hatten daher wieder die Gäste mit 15:13 die Nase vorn.

Auch die zweite Halbzeit war geprägt von robust zu Werke gehenden Abwehrreihen und Kampf um jeden Ball. Entsprechend schickten die beiden Unparteiischen Nicolas Jaros und Felix Thrun regelmäßig Akteure beider Teams auf die Strafbank. Bis zur 46. Minute liefen die TIGERS permanent einem Rückstand von einem bis drei Toren hinterher, ehe sie mit drei Treffern in Folge innerhalb von nur 65 Sekunden doch wieder den 25:25-Ausgleich erzielten. Doch das Momentum kippte nicht auf die Seite von Waiblingen, die Auszeit von Gästetrainer Manel Cirac unterbrach den Lauf der TIGERS. Nürtingen nutzte danach weitere einfache Ballverluste und ausgelassene Chancen des Gastgebers eiskalt und traf nun seinerseits, dieses Mal innerhalb von zweieinhalb Minuten, wieder drei Mal in Serie zur 28:25-Führung. Als die starke Nürtinger Kreisläuferin Nora Erhardt knapp sieben Minuten vor dem Ende zum 31:28 traf, deutete noch nichts darauf hin, dass dies bereits der letzte Treffer der Gäste sein sollte. Aber auch im Waiblinger Angriff lief nicht mehr viel zusammen. Es fehlte an der ordnenden Hand und an klaren Ansagen. Und dennoch sollte es noch dramatisch werden: 49 Sekunden vor dem Ende traf Samira Brand doch noch zum Anschlusstreffer. Und als Nora Erhardt im Gegenzug nur den Waiblinger Pfosten traf, blieben den TIGERS noch neun Sekunden im letzten Angriff. Die Halle stand Kopf, als mit dem Schluss-Buzzer der Strafwurfpfiff für den VfL ertönte. Doch Belen Gettwart scheiterte an Nürtingens Keeperin Sophie Leenen. Die TG und seine zahlreich mitgereisten Anhänger feierten, der VfL musste eine bittere Niederlage einstecken.

Diese schmerzte einen Tag später, als die Ergebnisse der Samstagspartien vorlagen, nicht mehr ganz so sehr. Zwei Spieltage vor dem Saisonende hat der VfL weiterhin jeweils vier Punkte Vorsprung auf den Dreizehnten HSG Bad Wildungen sowie auf Werder Bremen auf dem 14. und damit ersten Abstiegsrang. Rechnerisch könnte Waiblingen noch von beiden Konkurrenten überholt werden. Aufgrund der deutlich besseren Tordifferenz der TIGERS (- 49 Tore) gegenüber Bad Wildungen (-95) und Werder Bremen (-96) ist das, selbst für den Fall, dass der VfL seine beiden letzten Spiele verliert und gleichzeitig Bad Wildungen und Bremen jeweils ihre beiden Partien gewinnen, doch sehr unwahrscheinlich.

VfL Waiblingen: Sarah Nørregaard Thomsen, Antonia Thurner; Vivienne Hildebrandt (2), Belen Gettwart (7/6), Isabel Kattner, Lena Klingler (3), Samira Brand (7/1), Annika Walz, Lotta Gerstweiler, Kimberly Gisa (2), Laura Nagy (1), Maxime Luber (7), Maren Keil (1).

TG Nürtingen: Rena Keller, Sophie Leenen; Britt van der Baan (1), Lisa Wieder (1), Nele Nusser, Nora Erhardt (5), Maileen Seeger (2), Marie-Christine Beddies, Leonie Dreizler (7/3), Lisa Fuchs (6), Annika Distel (4), Lenya Treusch (2), Julia Symanzik (3).

Bericht: Frank Moser

Fotos: Heiko Potthoff / www.starkebilder.de