Handball, 2. Bundesliga, Frauen: VfL Waiblingen – Bergischer HC 42:33 (24:12) / Offensivspektakel des VfL gegen ersatzgeschwächte Gäste und wichtige Punkte
Die Anspannung ist groß gewesen bei den abstiegsgefährdeten Zweitliga-Handballerinnen des VfL Waiblingen vor dem Spiel gegen den stark ersatzgeschwächt angetretenen Bergischen HC. Das Team von Trainer Klaus Hüppchen hat die Aufgabe souverän gelöst: Der VfL jagte den Aufsteiger und Tabellenachten nach einer kurzen Anlaufzeit durch die Rundsporthalle und siegte vor 320 Zuschauern auch in dieser Höhe verdient mit 42:33 (24:12). Sechs Spiele vor dem Saisonende haben die Waiblingerinnen nun vier Punkte Polster auf die Abstiegsplätze.
Beim Bergischen HC, der als Aufsteiger mit 12:0 Punkten in die Saison gestartet war, läuft’s nicht mehr so gut. Gefahr indes ist nicht in Verzug: Mit 26 Zählern hat das Team von Trainerin Kerstin Reckenthäler den Ligaverbleib längst sicher – im Gegensatz zum VfL Waiblingen. Der müht sich durch die Saison und braucht jeden Punkt.
Gegen den BHC waren zwei Punkte eingeplant – auch angesichts der großen personellen Probleme der Gäste: Gleich acht Spielerinnen fehlten am Samstagabend, Reckenthäler musste improvisieren. Vorneweg: Ihr Team hatte mit diesem Kader nicht den Hauch einer Chance – wobei der Blick in die Statistik dies nicht vermuten lässt: Der Bergische HC hatte nach 60 Minuten die bessere Wurf- und Torhüterquote. Sprich: Der VfL verpasste einen noch höheren Sieg. Insgesamt 25 Würfe versemmelte er, und es waren ein Dutzend freie Chancen darunter.
Nach einem nervösen Start auf beiden Seiten – vier Fehlpässe und ein technischer Fehler in der erste Minute – sorgte die überragende VfL-Rechtsaußen Maren Keil beim 6:4 (8.) für die erste Zwei-Tore-Führung des VfL. Laura Nagy legte zum 7:4 (10.) nach, woraufhin Reckenthäler ihr Team zur Besprechung bat. Die Gäste hatten enorme Probleme mit der 5:1-Deckung des VfL, in der meist Samira Brand vorgezogen agierte. Die aufmerksame und flinke VfL-Abwehr provozierte reihenweise technische Fehler des Gegners und kam dadurch ins Tempospiel. Der BHC hatte zudem Probleme im Rückzug und wurde regelrecht überrollt. 15:8 führte der VfL nach 20 Minuten und hatte die Partie längst im Griff. Auch im Positionsangriff kam er, klug geführt von Belen Gettwart und Samira Brand, immer besser in Fluss und fand Lücken über alle Positionen.
Die zweite Auszeit des BHC nach 24 Minuten beim 18:10 brachte keine Besserung: Zu unpräzise waren die Zuspiele, die Verunsicherung blieb groß. Per Tempogegenstoß sorgte die starke Kimberly Gisa beim 21:11 (26.) für die erste Zehn-Tore-Führung, in die Halbzeit ging’s mit 24:12. Damit war die Partie entschieden.
Vor dem zweiten Durchgang stellte sich die Frage: Würde der VfL den Gegner weiter durch die Rundsporthalle hetzen und die Chance nützen, die am Ende unter Umständen entscheidende Trefferdifferenz aufzuhübschen oder würde es etwas gemächlicher angehen lassen?
Zunächst einmal verhalf der VfL-Trainer Klaus Hüppchen allen Spielerinnen zu Einsatzzeiten. In Szene setzte sich dabei in den zweiten 30 Minuten vor allem Lena Klingler mit fünf Toren. Hier und da indes ging der Spielfluss durch die vielen Wechsel etwas verloren. Überdies stemmten sich die Gäste mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ein Debakel. Nach einem Doppelpack von Keil zum 30:17 und 31:17 (40.) indes bahnte sich dieses an. Es blieb jedoch die höchste Führung des VfL im Spiel. Zu fahrlässig ließ er beste Gelegenheiten liegen, scheiterte immer wieder an der guten BHC-Keeperin Yelyzaveta Salimova. Am Ende hatten die Gäste mit der 33:42-Niederlage den schlimmsten Schaden verhindert und die zweiten 30 Minuten immerhin mit 21:18 gewonnen.
Es war aus VfL-Sicht aber nur eine Randnotiz. Nun ist Pause, weiter geht’s am Samstag, 19. April, beim SV Werder Bremen. Mit einem Erfolg beim direkten Konkurrenten könnte der VfL einen weiteren großen Schritt in Richtung Ligaverbleib machen. Ein bisschen bangen muss Hüppchen noch um Belen Gettwart, die kurz vor Schluss umknickte.
VfL Waiblingen: Norregaard Thomsen, Thurner; Hildebrandt (1), Toth (3), Gettwart (4/4), Kattner (3), Klingler (5), Brand (3), Walz, Gisa (7), Luber (2), Nagy (5), Keil (9).
Bergischer HC: Krückemeier, Salomova; Holz (2), Kockel (3), Thomas (4), Krahwinkel (3), Trabelsi (8/4), Tolic (2), Zechmeister (3), Vlaswinkel (2), Holtmann (3), Liebetrau (3).
Stimme zum Spiel
Klaus Hüppchen, Trainer des VfL Waiblingen: „ Ich bin glücklich und stolz auf das Team. Wir wussten, dass der BHC viele Verletzte hatte und nicht eingespielt war. Meine Mannschaft hat die Vorgaben hervorragend umgesetzt. Vor allem in den ersten 30 Minuten waren die Abwehr und das Tempogegenstoßspiel super. Mit der zweiten Halbzeit und der Gesamtperformance bin ich zufrieden. Wir haben sogar noch viel liegenlassen und hätten 50 Tore machen und die Partie noch deutlicher gestalten können. Wenn man etwas sucht in der Suppe, dann ist es das. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, gibt uns Auftrieb für das Spiel in Bremen in zwei Wochen. Da müssen wir nachlegen, weil noch längst nichts entschieden ist.“
Foto: Heiko Potthoff | starkebilder.de