15:32-Niederlage der Tiger Girls gegen Metzingen tritt fast in den Hintergrund
Mehr als 500 Zuschauer fanden am Freitagabend den Weg in die Waiblinger Rundsporthalle zum letzten Heimspiel der Tiger Girls in der 1. Bundesliga, Saison 2022/2023.
„Das ist schon beeindruckend“, befanden Holger Zoller und Arne Knust aus dem Tigers-Vorstand. „Dass so viele kommen, obwohl wir schon seit längerem abgestiegen sind und durch den Brückentag auch viele das verlängerte Wochenende zu einem Kurzurlaub nutzen, freut uns sehr und zeigt, welche Anerkennung und Sympathien das Team bei seinen Fans in den letzten Jahren gewonnen hat.“
Das Spiel gegen die völlig dominierenden „TUSSIES“ aus Metzingen geriet da schon beinahe zur Nebensache. Der durch viele Verletzungen stark reduzierte Tigers-Kader konnte nur in den Anfangsminuten noch mithalten, führte beim 2:1 sogar noch. Doch fortan bestimmten die Gäste vor ihren zahlreich mitgereisten und lautstarken Anhängern die Partie nach Belieben. Es war schon beeindruckend, mit welcher Dynamik, Präzision und Zug zum Tor Metzingen auf und davon zog. Nahezu jeder Waiblinger Ballverlust wurde postwendend mit einem Gegentor bestraft. Beim 4:14-Zwischenstand nach 23 Minuten sah es nach einer ganz bösen Packung für die TIGER-Girls aus. Der VfL hatte Glück, dass die Gäste in der verbleibenden Spielzeit bis zum Halbzeitpfiff nun erstmals auch einige Chancen liegen ließen. Mit einem 7:17-Rückstand aus TIGERS-Sicht ging es zum Pausentee.
Die zweite Halbzeit begann vielversprechend. Nach nur 92 Sekunden hatten beide Teams schon je zwei Mal getroffen. Doch dann machte Metzingen hinten wieder dicht. Der VfL-Angriff erarbeitete sich nur selten die Lücken, um den Rückraum oder die Außenspielerinnen in gute Wurfposition bringen. Und wenn, dann war meist bei Metzingens Torhüterin Lea Schupbach Endstation. Auch die Anspiele auf die Kreisläuferinnen Vivien Jäger oder Kimberly Gisa kamen selten an. Metzingen hingegen gab weiterhin Vollgas und zog bis zur 45. Minute auf 26:11 davon.
Der scheidende Waiblinger Trainer Thomas Zeitz beorderte nun wieder Branka Zec ins Tigers-Gehäuse. Und die slowenische Nationaltorhüterin zeigte in ihrem vorletzten Spiel ihrer langen und erfolgreichen Handballkarriere nochmals ihre ganze Klasse. Dass die TUSSIES in der Schlussviertelstunde nur noch sechs Tore erzielten, war Brankas Hauptverdienst. So blieb die Niederlage der TIGER Girls mit dem 15:32 noch einigermaßen im Rahmen.
Länger als das Spiel selbst dauerten die anschließenden Verabschiedungen. Doch zuvor sorgten die Tigers-Fans mit hunderten von „Vielen Dank“-Plakaten und langanhaltendem Applaus trotz des Abstiegs für einen tollen emotionalen Moment. Emotional, aber auch mit viel Humor und kleinen Anekdoten ging es bei den Abschiedsreden zu. Die VfL-Verantwortlichen aus dem Frauen-Vorstand, Peter Müller und Rainer Bay, dankten zunächst Rabea Pollakowski und Emma Hertha für ihren Einsatz bei den Tigers und wünschten den beiden bei ihren neuen Vereinen viel Glück.
Es folgten drei Spielerinnen, die ihre Handballkarriere nach dieser Saison beenden und im letzten Jahr wesentlich zum Erstligaaufstieg beitrugen:
Vivien Jäger als „Turm im VfL-Abwehrbollwerk“, aber auch mit ihrer offenen und geraden Art außerhalb vom Spielfeld.
Branka Zec als „Mama des Teams“ und Leistungsträgerin mit klaren Worten auf und neben dem Handballparkett.
Und schließlich Tigers-Kapitänin Caren Hammer, über die ein eigenes Kapitel geschrieben werden könnte. Ihre langjährige Mannschaftskollegin Vanessa Nagler konnte es nicht treffender ausdrücken: „Caren ist ein Mensch, wie man ihn selten trifft. Sie stellt sich nie in den Mittelpunkt, hat für alle und alles immer ein offenes Ohr, auch wenn kaum Zeit dafür ist. Ich hatte das große Glück, sie kennenlernen und neun Jahre mit ihr in einem Team spielen zu dürfen.“
Peter Müller schließlich nahm die letzten Verabschiedungen des Abends vor: Sein Dank ging zunächst an Torwart- und Co-Trainer Hartmut Hammer sowie dem abwesenden Sportkoordinator Fabian König.
Last but not least: Thomas Zeitz. Drei Jahre lang formte er das Tigers-Teams zur Spitzenmannschaft und krönte seine Arbeit mit dem letztjährigen Erstligaaufstieg. Als Thomas zum Mikrofon griff und mit „Ich versuche mich, kurz zu fassen“ begann, war ihm ein Lacher des Teams gewiss, wie Samira Brand später nochmals humorvoll in ihrer Ansprache aufgriff.
„Eine Mannschaft kann ohne Trainer spielen und gewinnen, ein Trainer ohne Mannschaft kann gar nichts“, gab der zur Sport-Union Neckarsulm wechselnde Coach den Dank und das Lob an ihn an seine Tiger Girls weiter. Thomas dankte auch dem Waiblinger Publikum: „Ich fand es sehr beeindruckend, wie realistisch unsere Chancen und unser Abschneiden in der ersten Liga eingeschätzt wurden und der Support von den Fans bis zum Schluss erstklassig war.“
Nicht nur den Spielerinnen und Trainern, die den Verein verlassen bzw. ihre Karrieren beenden sagen wir nochmals „Vielen herzlichen Dank!“ Der Dank gilt auch allen anderen TIGER-Girls und Betreuern, die auch in der kommenden Saison weiter das Tigers-Trikot tragen werden für ihren Einsatz und die tolle Moral.
Bericht: Frank Moser
Fotos: Heiko Potthoff